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Resilienz durch Organisationsentwicklung
Die zurückliegenden fast zwei Jahre der Bewältigung einer globalen Pandemiekrise haben
ihre Spuren in Gesellschaft und Wirtschaft hinterlassen. Es gibt so gut wie kein Unternehmen, das nicht in irgendeiner Weise von der Krise betroffen ist, und die Krise und ihre
Auswirkungen werden uns wohl auch weiterhin noch geraume Zeit beschäftigen. Vor diesem aktuellen Hintergrund dürfte sich auch das Bewusstsein in den Unternehmen hinsichtlich der Relevanz eines professionellen Krisenmanagements verändert haben. Frühere
Studien wiesen darauf hin, dass in etwa der Hälfte der Unternehmen, vor allem im Bereich
der kleinen und mittleren Unternehmen, keine intensivere und systematische Auseinandersetzung mit potenziellen Krisenszenarien erfolgt. Viele Unternehmen geraten demnach in
existenzbedrohende Umwelt- und Unternehmenssituationen, ohne sich darauf über ein
fundiertes Krisenmanagement, das eine Krisenvermeidung, -vorbereitung, -bewältigung
und -nachbereitung umfasst, eingestellt zu haben. Untrennbar mit einem solchen Krisenmanagement verbunden ist der in jüngster Zeit zunehmend als relevante Zielgröße in die
wissenschaftliche Diskussion eingegangene Begriff der Resilienz. Dieser steht für die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens gegenüber Störungen und dessen organisationale
Fähigkeit zur Krisenbewältigung im Sinne einer Rückkehr zu einem Gleichgewichtszustand, der gleich oder höher als das Ursprungserfolgsniveau angesiedelt ist. Erweitert man
die Perspektive in Bezug auf den Resilienzbegriff über das Krisenmanagement hinaus und
betrachtet dieses als Bestandteil eines übergeordneten Organisationsentwicklungsmanagements, ergeben sich neue Zugänge für typische Felder einer auf kontinuierlichen
Wandel und die Sicherung der langfristigen Existenz ausgerichteten umweltorientierten
Organisationsgestaltung. Krisen und deren Vermeidung und Bewältigung sind in diesem
Sinne nicht primär negativ konnotiert, sondern im Falle eines erfolgreichen Umgangs mit
ihnen, vor, während und nach deren Eintritt, ein Beleg für die Fähigkeit eines Systems,
sich veränderten Rahmenbedingungen der externen und internen Umwelt anzupassen,
also resilient in einem erweiterten Sinne zu sein und damit auch resilienzbasiert zu handeln
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